Stäblers KASSANDRA-Studien sind jetzt auf CD erschienen (September 2000)
Der Komposition des Musiktheaters CASSANDRACOMPLEX gingen zahlreiche Studien voraus. Die kammermusikalisch besetzten "Erinnerungsstücke" bilden das Fundament der Oper, indem sie bestimmte semantische Felder vorab festigten. Drei dieser Studien sind jetzt auf CD erschienen. Die CD umfasst das Streichtrio ABSCHIEDE in einer Aufnahme mit Mitgliedern des Ensemble Recherche, das Sho-Stück PALAST DES SCHWEIGENS mit Miyumi Miyata und KOPFLOS mit dem Ensemble Köln unter der Leitung von Robert HP Platz. Thematisch kreisen die Werke um die soziale Kälte des trojanischen Palastes, die untragbare Konsequenz blinden Handelns und die schmerzhafte Vergegenwärtigung einer verdrängten Erinnerung.
Gerhard Stäbler: Kassandra-Studien. Koch-Schwann CD 3-6760-2
Das Festival "Tuchfühlung 2" wird fortgesetzt
(14. Oktober 2000)
Nachdem die letzten zwei Termine des vierteiligen multimedialen Projekts KALT – ERHITZT der schlechten Witterung zum Opfer vielen, wird das Programm nun im Oktober fortgesetzt. KALT - ERHITZT ist Teil des Festivals "Tuchfühlung 2", das unter der künstlerischen Leitung von Norbert Bauer steht. KALT - ERHITZT bereitet 113 Flügeln, die auf einem Friedhof im rheinischen Langenfeld lagern, einen würdigen Abgesang. Während der ersten beiden Performances sind die Instrumente bereits hinreichend – zum Teil durchaus mit gewaltnahen Mitteln – bearbeitet worden. Gerhard Stäbler und die Tänzerin Christine Brunel werden die Konzertflügel Mitte Oktober nun ein letztes Mal zum klingen bringen.
14. Oktober, Alter Friedhof, Langenberg (Rheinland) zwischen Essen und Wuppertal
UFERLINIEN - SHORELINES uraufgeführt
(September / Oktober 2000)
Das experimentelle Musiktheaterprojekt UFERLINIEN - SHORELINES ist am 21. März am Theater Oberhausen erfolgreich uraufgeführt worden. Das Stück entstand gemeinsam mit den deutsch-kandischen Puppentheatermachern Felix Mirbt und Almut Ellinghaus. UFERLINIEN - SHORELINESentwirft zwei widersprüchliche Charaktere als ihr gegenseitiges Spiegelbild: die griechische Seherin Kassandra, der niemand Glauben schenken wollte, und den japanischen Schriftsteller Yukio Mishima, der 1970 öffentlich Harakiri beging. Weitere Aufführungen in Kanada (September 2000), in Berlin, Karlsruhe und in Nordrhein-Westfalen (Oktober 2000) sind geplant.
Was ist heute die Essenz der Zukunft?
(22. September 2000)
Mit FUTURESSENCEXXX setzt Stäbler seinen 1998 begonnenen FUTURESSENCE-Zyklus fort. Der erste Teil, für Posaune, Schlagzeug und Akkoredon, lebte noch von einer schlichteren, zurückgenommenen Faktur. Der Werkteil XXX, der im September in San Francisco uraufgeführt wird, ist nun zur Multimedia Performance gereift. Was, fragt FUTUESSENCE, kann heute schon die Essenz der Zukunft sein? Die Utopie, die wir ins zeitliche Voraus projezieren?
22. September 2000, New Langton Arts Theatre, San Francisco
WARNUNG MIT LIEBESLIED IN RÜMLINGEN
(17. August 2000)
"Den Bettlern von Lissabon mit ihrer lapidaren Phantasie" dankt Gerhard Stäbler im Vorwort der Partitur Warnung mit Liebeslied. Diese Referenz spiegelt sich in vielen Facetten des Stückes wider: In der Besetzung durch die Gegenüberstellung des "proletarischen" Akkordeons und der "aristokratischen" Harfe. In den deutlichen Bezügen zu Ausdruckselementen der Straßenmusik – etwa den geforderten Rhythmus- und Intonationsunsauberkeiten – sowie in dem besonderen Schlagwerk, welches aus chromatisch gestimmten, hängenden Flaschen besteht. Auch in der musikalischen Struktur von Warnung ist ein Bezug zu folkloristischem Stil unüberhörbar. Samba Rhythmen, die im Hintergrund immer spürbar, jedoch zuweilen auch in den Vordergrund rücken sowie ein balkanischer 11/8 Takt am Ende des Stückes verdeutlichen hier die Sphäre des Straßenlebens. Gemeinsam mit Kompositionen von Salvatore Sciarrino (Vagabonde blu für Akkordeon Solo) und Hector Moro (Odisseano für Streichquartett, Harfe und Saxophon. UA) ist Warnung mit Liebesliedam 17. August in der Rümlinger Kirche, zu hören. Die Interpreten sind Teodore Anzellotti (Akkordeon), Consuelo Giulianelli (Harfe) sowie Christian Dierstein am Schlagwerk.
In den Stunden des Neumonds
(7./8. Juli 2000)
Mit gleich zwei Uraufführungen ist Gerhard Stäbler am multimedialen Festival In den Stunden des Neumonds beteiligt, das am 7. und 8. Juli im Kraftwerk Vockerode bei Dessau stattfindet. Der erste Abend schließt mit Stäblers SPATIAL AYRES (2000) für Sopran, Bassbariton, Kammerensemble und Tonband nach Texten von Heiner Müller. Heiner Müllers Texte sind Gegenstand auch des Werkes von Stäbler: ENERGY.LIGHT.DREAM für Sopran, Orchester, Fernensemble mit Bariton und Tonband, steht im Mittelpunkt des zweiten Konzertabends.
7. & 8. Juli 2000, Kraftwerk Vockerode bei Dessau
Auf der Müllhalde der Musikgeschichte
(Mai bis August 2000)
Im Rheinländischen Langenfeld lagern 113 Klaviere. Sie warten aber weder auf einen Käufer noch auf einen Restaurator, sondern sind schlicht dem Verfall ausgesetzt. Eine Gruppe von Schauspielern, Tänzern und Musikern wird den verrottenden Flügeln einen letzten Abgesang bereiten. KALT - ERHITZT: klingende Vanitas
13. Mai, 10. Juni, 23. Juni & 19. August 2000, Langenberg (Rheinland)
DAS PESTHAUS: Ein neues Musiktheater für Düsseldorf
(Juni 2000)
Die Deutsche Oper am Rhein hat Gerhard Stäbler mit der Komposition eines neuen Werkes beauftragt. Geplant ist ein Musiktheater in vier Teilen und einem Intermezzo für Sänger, Tänzer, Chor, Orchester und elektronische Klänge nach Bruno Jasienski und Edgar Ellen Poe. Das Projekt trägt den Arbeitstitel DAS PESTHAUS. Die Einrichtung des Textes besorgt Matthias Kaiser. Der Komposition schließt sich eine "Composer-in-Residence" an der Deutschen Oper am Rhein an.
Meckernde Virtuosität
(31. Mai 2000)
Spätestens seit Conlon Nancarrows berühmten Studien gehört das mechanische Player Piano fest zum Inventar der zeitgenössischen Musik. Jetzt hat auch Gerhard Stäbler die meckernde Virtuosität der gestanzten Klavierrollen für seine Musik entdeckt. Seine Komposition PLAYMANIC wird im Rahmen der Triennale Köln uraufgeführt.
31. Mai 2000, Museum für angewandte Kunst Köln
Gerhard Stäbler im Profil
(10. April / 9. Mai 2000)
Als Auftakt zur Uraufführung der Oper CASSANDRACOMPLEX veranstaltet das Hessische Staatstheater in Wiesbaden ein Portrait-Konzert mit Werken Gerhard Stäblers. Im Mittelpunkt des Konzertes mit dem Ensemble MusikFabrik NRW stehen die beiden Kassandra-Studien KOPFLOS für Ensemble und ABSCHIEDE für Streichtrio. Die beiden Stücke, die jeweils einen zentralen Aspekt des Kassandra-Stoffes behandeln, entstanden im Zusammenhang mit dem Bühnenwerk und finden an entsprechenden Stelle der Opern-Partitur ihren Niederschlag. Außerdem zu hören ist WARNUNG MIT LIEBESLIED, "den Bettlern von Lissabon mit ihrer lapidaren Phantasie", und das TonbandstückKARAS.KRÄHEN in seiner instrumental erweiterten Fassung. Dasselbe Programm ist Anfang Mai auch in Köln zu hören.
10. April 2000, Hessisches Staatstheater Wiesbaden
9. Mai 2000, Alte Feuerwache, Köln
Uraufführung des Musiktheaters CASSANDRACOMPLEX nach Christa Wolf
(29. April 2000)
Gerhard Stäblers Musiktheater CASSANDRACOMPLEX kommt im April der laufenden Spielzeit am Hessischen Staatstheater Wiesbaden zur Uraufführung. Das Werk verhandelt den Kassandra-Stoff in seiner Überlieferung durch die gleichnamige Erzählung von Christa Wolf. So wie Wolf die Mythologie lediglich als Hintergrund ihres eindringlichen Psychogramms verwendet, gehen auch Musik und Libretto (Hanns-Werner Heister) zu CASSANDRACOMPLEX weniger im entwickelten oder anekdotenhaften Erzählen auf. Die Oper gibt vielmehr Momentaufnahmen vor, die primär aus den Szenen archaisch ritueller Kulthandlungen, scharf ichbezogener Psychologie und dumm-herrschaftssüchtiger Brutalität der Vorlage schöpfen. Die Produktion steht unter der musikalischen Leitung von Toshiyuki Kaminka.
29. April 2000, Hessisches Staatstheater Wiesbaden
Neue Partituren veröffentlicht (April 2000)
Die Partituren einiger Stäbler-Werke jüngeren Datums sind jetzt veröffentlicht worden. Unter der Rubrik "Partituren" haben wir Ausschnitte aus den folgenden Werken zur Einsicht freigegeben:
SPATIAL AYRES - ein Werk nach dem Gedicht "Ulyss" von Heiner Müller, das im Sommer in Vockerode seine gefeierte Uraufführung erlebte. Das Stück kann gleichzeitig mit STRAFKOLONIE uraufgeführt werden.
STRAFKOLONIE - nach einer Kafka-Paraphrase von Heiner Müller, für Stimme solo und umgeschnallter Tenortrommel mit zwei Fellen. STRAFKOLONIE kann gleichzeitig mit SPATIAL AYRES* aufgeführt werden.
Das Violakonzert NOTEBOOK, das von der Bratschistin Hideko Kobayashi in Auftrag gegeben worden ist und das auf Paul Austers Buch "The Red Notebook" basiert, mit seiner zufälligen Vorherbestimmtheit und unwahrscheinlichen Wahrscheinlichkeit.
EILIG.DRESSIERT für drei gleiche Instrumente - eine Partitur, die mit der Kondition und Konditionierung des Körpers spielt und das Scheitern willentlicher Beherrschung zum Klingen bringt.
...FOR KAFAVIS... für sechs Stimmen und große Trommel - eine Hommage an den griechischen Dichter Konstantinos Kavafis, der im Ägyptischen Alexandria lebte und der "seine Passion für das Leben in Gedichte goss, die unvergesslich bleiben" (Stäbler)
Ein Hafen für die Ohren
(März 2000)
Duisburg hat eine neue Adresse für audio-visuelle, neue und alte Musik, PerformanceArt und dergleichen mehr: EarPort steht unter der künstlerichen Leitung von Kunsu Shim und Gerhard Stäbler. An EarPort beteiligen sich die Stiftung DKM, das Kulturamt Duisburg, das Wilhelm Lehmbruck Museum, die Entwicklungsgesellschaft des Innenhafen Duisburgs und der Deutschen Musikrat.
Informationen erteilt EarPort, Philosphenweg 17a, 47051 Duisburg, Tel.Fax.: (0203) 2984400