Kurzbiografie
Gerhard Stäbler zählt zu den profiliertesten Komponisten seiner Generation. Sein umfangreiches Œuvre umfasst Kompositionen für das Musik- und Tanztheater, für großes symphonisches Orchester und Ensembles, Vokalmusik aller Gattungen, Kammermusik, Solo-Instrumentalwerke, elektronische Musik und Performances. Ur- und Erstaufführungen fanden in den vergangenen Jahren u.a. in Norwegen (Borealis Festival, Bergen International Festival, Norske Opera Oslo), in Düsseldorf (Tonhalle), Tokio (Music Documents 13), Karlsruhe (Festival ZeitGenuss, ZKM-Festival Piano plus), Frankfurt (hr-Sinfonieorchester) und Kiew statt. 2019 gab es gleich zwei Uraufführungen im Rahmen des Festivals Acht Brücken | Musik für Köln: HÖR·FLECKEN – Uchronische Augenblicke in der U-Bahn-Station Heumarkt Köln sowie die im Auftrag des WDR entstandene Orchester-Fassung von Den Müllfahrern von San Francisco. In den Pandemiejahren entstanden u.a. im Auftrag der Kunststiftung NRW das Vokalwerk all is to be dared für auditivvokal Dresden sowie die großen Ensemblewerke TIEFEN·SCHÄRFE und Lob des Selben für das Jubiläumsjahr Beethoven2020. Aktuell arbeitet Stäbler an einem neuen Musiktheaterwerk für die Kulturhauptstadt 2024 im Salzkammergut und das Landestheater Linz (Österreich).
Von 2000 bis 2010 etablierte Gerhard Stäbler mit seinem Partner Kunsu Shim auf Einladung des Lehmbruck Museums in Duisburg das Zentrum für zeitgenössische Musik EarPort, wo die beiden Komponisten ihr originäres Konzept der PerformanceMusik und PerformanceKonzerte weiterentwickelten, die sich durch eine programmatisch genauestens komponierte Dramaturgie auszeichnen. In diesem Rahmen tritt Stäbler immer wieder auch als Performer und Rezitator in Erscheinung. Im Oktober 2015 konnte der EarPort als Ort experimenteller Begegnung zwischen den Künsten wiedereröffnet werden. Seitdem vertiefen Shim und Stäbler ihre langjährige Zusammenarbeit mit Institutionen der Rhein-Ruhr-Region – in Düsseldorf etwa mit der Kunsthalle, Tonhalle und vor allem dem Heinrich-Heine-Institut, das den Vorlass der beiden Komponisten als Teil des Rheinischen Musikarchivs betreut. Gleichzeitig erarbeiten sie für bedeutende nationale und internationale Institutionen zahlreiche interdisziplinäre Konzepte, so zum Beispiel die Projekte Trialog mit dem koreanischen Videokünstler Kyungwoo Chun (mit Veröffentlichung des zweisprachigen KunstMusikBuchs bild.klang.los) oder die Serie von PerformanceKonzerten an der Kunsthalle Düsseldorf. In den Pandemie-Jahren 2020 und 2021 setzten sie zahlreiche große Projekte wie z.B. TIEFEN·SCHÄRFE im Rahmen der Muziek Biennale Niederrhein oder die Konzertserie Quadrophonien in Zusammenarbeit mit Komponisten und Komponistinnen aus der Ukraine, Großbritannien, den Niederlanden und Südkorea digital um.
Unterbrochen durch die Restriktionen der Pandemie absolvierten Stäbler und Shim in den Jahren 2019 und 2022/23 drei mehrwöchige Aufenthalte in der Künstlerresidenz der Kunststiftung NRW in Istanbul/Türkei. Hier gaben sie Workshops an der BAU-Universität, kulminierend in einem Konzert mit Studierenden im Kunsthaus Barın Han, und konzipierten das Konzertprojekt Good-Bye Paradise? – PerformanceSpiele zur Ausstellung This Play – im Museum für zeitgenössische Kunst ARTER mit dem Hezarfen Ensemble. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit wird im November 2023 mit ATEMWENDE, einem zweiten Konzert im ARTER Istanbul zur Ausstellung des renommierten Künstlers Sarkis fortgesetzt.
Portraitkonzerte, Performances, Gastvorlesungen und Workshops führen Stäbler gemeinsam mit seinem Partner Kunsu Shim in viele Länder Europas, nach Australien, Nord- und Südamerika, Israel, Japan und Korea. 2018 unternahmen sie mit Unterstützung des Goethe Instituts eine USA-Tournee mit Residencies an der University of North Texas (Denton), der Ragdale Foundation sowie PerformanceKonzerten und Lectures in Chicago, Minneapolis und Los Angeles. 2017 und 2022 arbeiteten sie als Gastprofessoren an der Universität der Kunst (EUM) in Montevideo/Uruguay. 2023 erhielten sie zum zweiten Mal die Einladung als Gastdozenten an das Conservatorium van Amsterdam für einen mehrtägigen Workshop mit Abschlusskonzert im Tanzhaus ICK Dans Amsterdam.
Die Liste der Veröffentlichungen über Stäblers Schaffen wurde 2015 durch Paul Attinellos Gerhard Stäbler. live / the opposite / daring – music, graphic, concept, event um einen bedeutenden Beitrag erweitert. 2022 erschien der Sammelband DAZWISCHEN. Die Zusammenarbeit der Komponisten Kunsu Shim und Gerhard Stäbler (herausgegeben von Elisabeth von Leliwa), der auch eine CD mit Klavier- und Kammermusikwerken der beiden Komponisten enthält. 2022 erschien die CD Piano Music by Gerhard Stäbler | Kunsu Shim mit dem Pianisten Martin Tchiba. 2023 konnte das gemeinsame Konzertprojekt Musik der (Un)Ruhe/Music of (Dis)Quiet, inspiriert vom Buch der Unruhe des portugiesischen Dichters Fernando Pessoa inspiriert, auf DVD veröffentlicht werden.
Im Februar 2024 erhielt Gerhard Stäbler den Deutschen Musikautorenpreis in der Kategorie „Komposition Percussion“.