Das vierte Werk von Gerhard StŠblers Werkgruppe Spices beruht
ebenso wie die drei vorangegangenen Werke der Spices-Werkgruppe auf
Zahlenreihen. Seit seinem Musiktheater Cassandra Complex (1993/94)
greift StŠbler auf die Arithmetik zurŸck, um Heterotopien
zu schaffen: "wirkliche Orte, wirksame Orte, die in die Einrichtung der
Gesellschaft hineingezeichnet sind, sozusagen Gegenplazierungen
oder Widerlager, tatsŠchlich realisierte Utopien" (Michel Foucault).
Ebenso wenig wie in Spices (1), (2) und (3) ist dem
Komponisten an einer offensichtlichen Erkennbarkeit seiner Kompositionstechnik
gelegen: Man muss schon wissen (und analysieren), dass die horizontale Struktur
des traditionell notierten Akkordeons von Zahlenreihen bestimmt ist, zudem
Zahlen als Wegweiser fŸr eine eigenverantwortliche Bestimmung
der TonbandeinsŠtze sowie der GewŸrzschicht seitens der Interpreten
dienen.
Das Klangbild sollte von einer Balance zwischen
Akkordeon und der Ÿber 5 Lautsprecher zu hšrenden elektronischen Musik elements (acute) bestimmt
sein: Die Interpreten sollten – laut Vorwort der Partitur – bei
ihren EinsŠtzen der TonbŠnder (CD«s) sowohl auf eine
gelegentliche Integration, als auch auf ein hervortreten des Akkordeons aus der
elektronischen Schicht achten.
Das Akkordeon ist in Spices (4) traditionell notiert: Nach einer Tonband Solo-Einleitung setzt
eine in langen Wellen verlaufende Akkordeonbewegung ein. Gegen die oft wieder
kehrende Achtelbewegung setzt StŠbler im Laufe des StŸckes immer wieder
blockartig Akkorde mit zahlreichen Sekund-Reibungen. In diesen Tonballungen
kehren die hŠufigen dynamischen Wechsel der einstimmigen Abschnitte wieder;
sind diese jedoch hier Ÿber Crescendi oder Decrescendi vermittelt, prallen in den dissonanten Akkorden
pianissimi und fortissimi
nicht selten – StŠbler charakteristisch - unvermittelt aufeinander.
Torsten Mšller