Gerhard Stäblers Spices (3) für drei Schlagzeuger und Tonband, im Sommer 2001 in Kissos (Kreta) entstanden, ist die dritte Komposition der Werkgruppe "Spices". Ähnliche Kompositionstechniken werden hier von verschiedenen Seiten beleuchtet, unter anderem durch verschiedene Thematiken, die den Werken zu Grunde liegen. Alle Spices-Werke sind sowohl von einer Kompliziertheit gekennzeichnet, einer ausgeprägten Inhomogenität der Kompositionen, als auch einer Komplexität, einer großen Anzahl von Relationen der Werke untereinander.
In Spices (3) wird, wie bereits in Spices (1) für ein Ensemble zu sechs verschiedenen Instrumenten, Tanz und Gerüchen sowie Spices (2) für zwei Streicher und feste Stoffe die Arithmetik als zentrale Insignie der Komposition bedeutsam: Stäbler legt Zahlenreihen zu Grunde, die – für den Hörer nicht wahrnehmbar – die musikalischen Abläufe der Schlaginstrumente steuern. Zudem zeigen sich Gemeinsamkeiten der Stücke in harschen dynamischen Brüchen sowie durch die Verwendung des gleichen, im Jahr 2000 im ZKM Karlsruhe produzierten Tonbands elements (acute). Indem Stäbler in Spices (3) auf die erschreckende Kriegstreiberei und westliche Arroganz vor und während des Afghanistan-Krieges verweist, bezieht er in die Werkgruppe erstmals ein politisches Thema ein: Kurz vor Ende der Komposition fügen die Spieler dem energischem Wirbel des Schlagzeugs, selbstherrliche Aufrufe des "Guten über das Böse" zu – durch tierische Artikulation enorm verzerrt. Hat Stäbler in den anderen bisher entstandenen Spices-Werken Gerüche oder zu riechende Stoffe als Materialien für eine Rauminstallation in die Aufführung eines Stücks integriert, verzichtet er erstmals der Bedeutung von "Spices" = Gewürze – zugunsten dieses akustischen "Gestanks heilverheißender Kriegsgebete" auf ein Ansprechen des Geruchssinnes.

Torsten Möller