Gerhard StŠblers Komposition Spices (2) fŸr zwei Solostreicher, Tonband und GerŸche ist im Sommer 2001 auf Kreta entstanden und bŸndelt Kompositionstechniken, die als konstitutiv fŸr StŠblers Schaffen ab Anfang der neunziger Jahre erachtet werden kšnnen. In dem Musiktheater Cassandra Complex (1993/94) verwendete StŠbler erstmals Zahlenreihen, die den Ablauf des gesamten Werkes bestimmen und auch im Werkkomplex Spices, der bisher vier Kompositionen umfasst, wird die Arithmetik als zentrale Insignie der Komposition bedeutsam.

 

Wie bereits in Spices (1) werden auch in Spices (2) die Interpreten in eine AuffŸhrung des Werkes eingebunden, sind so nicht blo§er Vollstrecker des Schšpferwillens. Dies geschieht etwa durch den Einsatz frei wŠhlbarer GerŸche oder die Freistellung des AuffŸhrungsortes vor oder seitlich des Publikums. Zudem schreibt StŠbler in Form einer "Frequenzbereichsnotation" zwar rhythmisch exakte Werte, doch sind die fŸnf Notenlinien auf zwei Orientierungslinien reduziert. Der tiefste von insgesamt 9 Noten bezeichnet - unter Beibehaltung der Logik traditioneller Notenschrift - den Bereich sehr tiefer Tšne, wŠhrend der am hšchsten Notierte Ton die Erzeugung besonders hoher Register fordert. Nicht nur durch eine, die subjektive SpontaneitŠt seitens der Streicher fšrdernde, "Frequenzbereichsnotation" erreicht StŠbler eine Intensivierung des musikalischen Ausdrucks. Auch mittels enorm ausgeprŠgter dynamischer BrŸche, zuweilen stš§t ein fŸnffaches forte unvermittelt an ein fŸnffaches Pianissimo, werden in Spices (2) enorme musikalische Energien freigesetzt.

 

Torsten Mšller