Gerhard StŠblers Komposition ãSpices (1)Ò, zu Beginn des Jahres 2001
im Auftrag des Komponisten Robert HP Platz entstanden, bŸndelt
Kompositionstechniken, die als konstitutiv fŸr StŠblers Schaffen ab Anfang der
neunziger Jahre erachtet werden kšnnen. In dem Musiktheater ãCassandraComplexÒ (1993/94) verwendete StŠbler erstmals
Zahlenreihen, die das gesamte Werk disponieren und auch in ãSpices
(1)Ò wird die Arithmetik als zentrale Insignie der Komposition bedeutsam: Zum
einen konstituieren Zahlenreihen die vom Komponisten in einer Zeitachse exakt
notierten EinsŠtze der Instrumente, zum anderen sind sie fŸr den Interpreten
wichtig, da dieser sich an den der Partitur vorangestellten Reihen orientieren
kann, um seinen eigenen Einfluss geltend zu machen. Zu den Mšglichkeiten, die
dem Interpreten offeriert, wohlgemerkt nicht oktroyiert werden, zŠhlen
eigenstŠndig angefertigte Tanzarrangements, eigens integrierte GerŸche oder
auch die eigenverantwortliche Verteilung der Lautsprecher im Raum.
Solch Zahlenspiele sind indes mehr fŸr die
organisatorische MaterialprŠdisposition seitens des Komponisten und nicht
unbedingt fŸr die Hšrer ma§geblich. StŠbler selbst hŠlt seine arithmetische
Vorliebe fŸr eine "private Sache, die mit dem Hšren einer Komposition
nicht transportiert werden muss." Dass die unmittelbare sinnliche
Erfahrung im Vordergrund steht, unterstreicht in ãSpices
(1)Ò die BerŸcksichtigung anderer Wahrnehmungsorgane; der Geruchssinn wird
durch GewŸrzgerŸche stimuliert - Spices ist die
englische Bezeichnung fŸr GewŸrze -, das Auge durch die Tanz-Choreografie. Auch
die instrumentalen Partien weisen Charakteristiken einer eher direkt wirkenden
Klangsprache auf: immer wieder langsam anschwellende InstrumentalklŠnge -
gleich zu Beginn des StŸckes von Flšte und Klavier prŠsentiert - sowie schroffe
dynamische Kontraste und lŠngere, Šusserst leise
Passagen im fŸnffachen Pianissimo ziehen den Hšrer fšrmlich in die Komposition
hinein und fordern so eine Šsthetische Erfahrung, die nicht auf einem nur
reflexiven Nachvollzug des Geschehens basiert.
Torsten Mšller