PAPIER · WORT · TOD · SPUR
Eine vertikale Musik
zur Erinnerung an Roberto Juarroz (1925 - 1995)
für Vocalensemble
2007
Als mich 2006 Eckhard Manz, der Leiter des Kassler Vocalensembles, um eine vokale PerformanceKomposition bat,
war ich begeistert. Gerade hatte mich ein Freund auf den Gedichtband „Dreizehnte Vertikale Poesie“ des 1995
verstorbenen Dichters Roberto Juarroz aufmerksam gemacht, mit Texten, die mich elektrisierten, weil sie in ihrer
schlichten, doch hoch konzentrierten Sprache Schichten des Lebens offenbaren, die man gerne mit Alltäglichem
zudeckt. Sie reizen zum Nachsehen, Nachspüren, „Hochheben“, was sich bei der Geschäftigkeit, bei der Eile
unseres Alltags unauffällig ablagert und unbemerkt – und gefährlich?! – Wirkung entfaltet.
„PAPIER · WORT · TOD · SPUR“, inspiriert vom 26. Gedicht des Juarroz'schen Gedichtbandes „Levantar el papel...“,
ist ein Vokalwerk, das durch prononciert gesteuerte Performanceelemente – seien es Bewegungen im Raum,
verschiedene Kombinationen von SängerInnen mit „Zusatzinstrumenten“ wie Papier, Pfeifen oder Zimbeln,
seien es spezifische, individuelle Partien, die Überblenden eines Klanges in einen anderen triggern – ständig
in Bewegung ist, der Oberfläche des Meeres ähnlich, die abhängig vom Licht, unablässlich ihre „Farbe“ ändert.
Vom stimmlosen Flüstern, das sich mit Papiergeräuschen mischt, bis zum rhythmisierten, gedehnten Aufschrei eines
„Pest-Akkordes“, der aus meiner letzten Oper „Madame la Peste“ herüberscheint und signalisiert, dass wir mit
der – wie auch immer gearteten – Krankheit leben müssen, werden Extreme sinnlichen Erlebens durchschritten.
Der Raum als Körper für den Klang gebiert Räume zum Aushorchen inneren Erlebens und: zum Träumen ins Offene.
G.S.