Die Komposition kopflos
für Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello, Klavier und Schlagzeug
entstand 1993 im Auftrag des Kölner Komponisten Robert HP Platz und des
Ensemble Köln und ist Johannes Bultmann in Freundschaft gewidmet.
kopflos gehört zu einer Reihe von zusammenhängenden Studien
zur Oper Kassandra, reflektiert bestimmte Aspekte der Erzählung
Kassandra von Christa Wolf und bezieht sich auf folgende Passagen:
Hier war es. Da stand
sie. Diese steinernen Löwen, jetzt kopflos, haben sie angeblickt.
Diese Festung, einst uneinnehmbar, ein Steinhaufen jetzt, war das letzte, was
sie sah. Ein lange
vergessener Feind und die Jahrhunderte, Sonne, Regen, Wind haben sie geschleift.
Unverändert der Himmel, ein tiefblauer Block, hoch, weit. Nah die zyklopisch
gefügten
Mauern, heute wie gestern, die dem Weg die Richtung geben: zum Tor hin, unter
dem kein Blut
hervorquillt. Ins Finstere. Ins Schlachthaus. Und allein.
Wenn wir Ameisen wären:
Das ganze blinde Volk stürzt sich in den Graben, ertränkt sich, bildet
die Brücke für die wenigen
Überlebenden, die der Kern des neuen Volkes sind. Ameisengleich gehn wir
in jedes Feuer. Jedes Wasser. Jeden Strom von Blut. Nur um nicht sehn zu müssen.
Was denn? Uns.
Gerhard Stäbler