Kaum eine Kunstrichtung der Moderne hat die Gemüter so erregt und die Gemüter so heftig beflügelt wie der Futurismus, der schon Anfang des 20. Jahrhunderts gärte und dann bald Bewegung in alle Künste brachte… Aber nicht nur das: Er pfefferte die Diskussionen um die Kunst, nahm die entscheidendsten Diskussionen des verflossenen Jahrhunderts vorweg – mit seinen gefährlichen Ausschweifungen und Brutalitäten. Die folgenden Strömungen, etwa DADA, Surrealismus, Fluxus, Avantgarde, schöpften aus ihm und beförderten Elemente aus ihm zu neuer Blüte. Jetzt, etwa hundert Jahre später, lassen uns uneingeschränktes Lob auf Technik, Maschine, gar Krieg auf andere Weise aufhorchen und: sie warnen. Oder bläst nicht das Hurra auf die Welt globaler Medien doch in dasselbe Horn? Was mit dem Bildersturm auf bourgeoise Gemütlichkeit, auf bürgerliche Saturiertheit begann, kann auch heute (noch oder wieder) die Sinne schärfen – beim Irritainment, wie es die kanadische Künstlerin Laura Kikauka, die heute in Berlin lebt, nennt.
futuressencexxx stellt verschiedene Theaterstücke, u.a. von Giacomo Balla, Francesco Cangiullo, Bruno Corra, Mario Dessy, Giuliamo Janelli und F.T. Marinetto, die sich zur Zeit des Futurismus im frühen 20. Jahrhundert aufrührerisch ins Gespräch brachten, in den Mittelpunkt und interpretiert sie aus der Sicht der 100 Jahre Jüngeren auf ihre Gegenwart. Kunsu Shim und Gerhard Stäbler setzen musikalische Markierungen zu ihrer "Exekution", aber auch darüber hinaus. Und zwar mit Musik, die im wesentlichen am Zentrum für Kunst und Medientechnologie entstand und einlädt zum Hören, Sehen, Fühlen und Riechen. Beteiligt sind Schauspieler und Musiker, die nicht nur sich als Handelnde, sondern vor allem die Hörenden und Zuschauenden in den Strudel irrisierenden Spiels reissen…
Die 8-kanalige Musik zu futuressencexxx auf Tonband stammt von Gerhard Stäbler und wurde am Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM) Karlsruhe in Zusammenarbeit mit dem Sounddesigner Christian Venghaus realisiert.