Gerhard Stäbler
fallen, fallen ... und liegen und fallen Gesänge zu Gedichten von Paul Celan für Sopran (auch für Mezzosopran oder Alt), Akkordeon, Tuba und Tonband
1988/1989
fallen, fallen... und liegen und fallen... wieder: fallen, fallen... wieder? ...und wieder?
... im Gestrüpp struktureller Gewalt, im Dickicht von Paragraphen, im täglichen Konkurrenzkampf, "im sozialen Netz" ...
... im Wust von Vorurteilen, Verdächtigungen, Herabwürdigungen.
Unsicherheit,
Angst, Ausweglosigkeit, Verzweiflung... könnte Konsequenz sein. Könnte.
Paul Celan, der
jüdische Dichter mit deutscher Muttersprache, der von 1920 bis 1970 lebte,
bringt es auf den Punkt: Er spricht vom erschwiegenen Wort und damit vom Keim
des Widerstands, dessen Zeichen die - verwerfliche - Tat selbst ist; er spricht
von der Nacht, die beides birgt: Ende und Anfang. Drei Gedichte Paul Celans
stehen - hörbar - im Zentrum der aus fünf unterschiedlich langen Stücken
und einem Zu-Stück bestehenden Komposition: Blume (im ersten Stück),
Argumentum e silentio (im fünften) und Denk dir (im Zu-Stück am Schluss).
Andere Gedichte (wie z.B. Sprachgitter, Schneebett oder Nacht) dienen - unhörbar
- als Vorwurf für die musikalische Konzeption, die auf Hoffnung setzt und...
Gitter, Vernetzungen, Konditionierungen, vorprogrammierte Abläufe, starre
Systeme... stört, verbiegt, durchstößt, aufbricht...
... und sich freischwingt.
Gerhard Stäbler