dry leaves

für Akkordeon solo (2002); UA Salzburg 2003

Im September 2001 saß ich im kleinen Flecken Kissos an der kretischen Südküste auf der Terrasse und blätterte in einem Gedichtband Paul Austers, als plötzlich ein paar trockene Blätter des Weinstocks auf mein Buch fielen, der der Terrasse immer noch Schatten verlieh, obwohl sich das Blätterwerk schon beträchtlich lichtete. Ich wollte sie wegschieben, um weiterlesen zu können. Sie zerbrachen, so trocken waren sie, doch ihr Klang „glänzte“ im Zerbrechen, als entließen sie voller Stolz das gespeicherte Licht eines heißen Sommers... Kurz unterbrochen, blieb ich doch bei meinem Buch „Disappearances – Vom Verschwinden“: In the realm of the naked eye nothing happens that does not have its beginning and its end. And yet nowhere can we find the place or the moment at which we can say, beyond a shadow of a doubt, that this is where it begins, or this is where it ends. For some of us, it has begun before the beginning, and for others of us it will go on happening after the end. Where to find it? Don‘t look. Either it is here or it is not here. And whoever tries to find refuge in any one place, in any one moment, will never be where he thinks he is. In other words, say your goodbyes. It is never too late. It is always too late. (Paul Auster, 1978)

dry leaves fängt an – doch wo?, hört auf – doch wann? dry leaves folgt fließenden Orten des Abschieds, um ins Reich des Unbekannten, Sinnlichen zu finden...

Gerhard Stäbler