In den 90ern beschäftigt Gerhard Stäbler ein kompositorisches Verfahren, das sich definiert durch das, was uns umgibt und das, was uns – bewusst oder unbewusst – beschäftigt. Klänge des Alltags, der Umwelt, Musik der Vergangenheit und Gegenwart gehören ebenso dazu wie Zahlen: Telefonnummern, Haus- und Autonummern, Geburtstagsdaten, Zahlen in Zeitungen und Zeitschriften etc. Sie alle ergeben ein Raster, das unser Leben, uns "markiert". Musik fügt sich hinein als besondere Situation, als Medium, das sich zum Leben äußert, mitmischt, aufrührt, reflektiert, emotional vertieft – jeweils verschieden zu unterschiedlichen Zeiten. In dieser Hinsicht nimmt die Komposition Burning Minds für 12 Stimmen (1997) – gestisch – Bezug auf die Chorkomposition Gegen den Krieg von Hanns Eisler. Während Eisler Bert Brechts Gedicht Gegen den Krieg vertont, verwendet Stäbler in Burning Minds eine Kunstsprache, die aus ebendiesem Text nach einer während des Arbeitsprozesses "gefundenen" und notierten Zahlenreihe generiert ist. Burning Minds entstand im November und Dezember 1997 für die Neuen Vocalsolisten Stuttgart im Auftrag des Westdeutschen Rundfunks Köln. Die Uraufführung fand am 15. Mai 1998 im Rahmen des "Westfälischen Musikfestes" in Münster statt.